Inklusion feiern

Rap als Verbindung: Talk über Ausgrenzungs-Erfahrung

Kirche meets HipHop

„TALK inklusiv“ ist der Titel eines vom Fonds „Inklusion leben“ geförderten Jugendantidiskriminierungs-Projektes von adis e.V. mit Evangelischen Kirchengemeinden und der Evangelischen Jugendarbeit in Reutlingen. TALK – es geht eben um den mit „Sprechgesang“ übersetzbaren HipHop – ist ein inklusives Projekt, das Jugendliche, die aufgrund einer Behinderung, eines Migrations- oder Fluchthintergrundes ausgegrenzt werden, über regelmäßige Rap- und Tanz-Workshops stärkt und einen Raum bietet zur kreativen Auseinandersetzung mit den eigenen Diskriminierungserfahrungen.

Bei TALK gehen Jugendliche aus den Gemeinden in das Projekt, Jugendliche aus dem Projekt gehen in die Gemeinden und tragen ihre Themen in die Stadteile. Es entstehen gemeinsame Veranstaltungen in der Gemeinde und mit Trägern der evangelischen Jugendarbeit.  Im Hintergrund steht dabei das große Sozialunternehmen „BruderhausDiakonie“

TALK inklusivist ein Projekt, das mit der Hohbuchgemeinde Reutlingen eine ungewöhnliche Kooperation gewagt hat. Im Vorfeld bestand keinerlei Verbindung zu einer Kirchengemeinde oder zu anderen Trägern der evangelischen Jugendarbeit. Die Ausgangslage war daher geprägt von Neugier aber auch Zweifeln, ob und wie eine Zusammenarbeit zwischen einem HipHop-Projekt und der Kirche funktionieren kann.

Maria Kechaja, die Projektkoordination von adis e.V. berichtet: „Nach einem Kennenlernen und einem inhaltlichen Austausch mit Pfarrer Michael Dullstein, gingen wir erst einmal daran das Kooperationskonzept zu erarbeiten, so dass beide Seiten zufrieden waren. Das bezog sich vor allem auf eine Auseinandersetzung mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der jeweiligen Arbeit. Wichtig und zentral für die Lust an der Kooperation war die Konsensfindung bei inhaltlichen Schwerpunkten wie Armut, Ausgrenzung, Anerkennung, Antidiskriminierung und die Auseinandersetzung mit dem Konzept der Gemeinde.

Es fanden unter anderem mehrere Workshops und Veranstaltungen in den Jahren 2018 bis 2020 statt:

  • Mehrere Rap- und Tanz-Workshops mit den jeweiligen Konif-Gruppen
  • Vortragen der entwickelten Texte bei der Konfirmation vor Publikum.
  • Inhaltlicher Workshop zu geschlechtlicher Vielfalt mit Konfirmandinnen und Konfirmanden.
  • Gemeindefest Hohbuch: Auftritt und Mithilfe bei Organisation des Walter-Gropius-Platz-Festes.
  • Teilnahme von Jugendlichen aus der Gemeinde Hohbuch am TALK Projekt, den wöchentlichen Workshops sowie den Auftritten jeden Sommer.
  • Inhaltliche Kooperation beim Projekt „Will.Kommen“ der Gemeinde.
  • Mitwirken bei Vernetzungstreffen des Teilprojekts „Kultur ums Eck- Offene Bühne für Menschen aus dem Stadtteil“.
  • Reflexionstreffen und Auswertung der gemeinsamen Arbeit

Es hat sich eine intensive, sehr schöne Kooperation ergeben, die motiviert war durch den sehr engagierten und offenen Pfarrer Michael Dullstein, der bereit war, seine Gemeinde mit einem HipHop Projekt zusammenzubringen, Rap und HipHop-Tanz in den Konfirmationsunterricht und in die Konfirmation selbst zu integrieren und sich mit uns auf die Suche nach Gemeinsamkeiten gemacht hat.

Wichtig und zentral für die Lust an der Kooperation war die Konsensfindung bei inhaltlichen Schwerpunkten wie Armut, Ausgrenzung, Anerkennung, Antidiskriminierung und die Auseinandersetzung mit dem Konzept der Gemeinde

Im Videoclip „TALK inklusiv- Kirche meets HipHop“ beschreiben beide Partner eindrücklich den Mehrwert aus dieser Zusammenarbeit, ihre Lernprozesse, ihre anfänglichen Zweifel und ihre Entwicklungsschritte. Protagonistin ist Lerika Tatarnikov, eine Konfirmandin aus dem Stadtteil, die zum TALK Mitglied wurde und im Video aus ihrer Perspektive als teilnehmende Jugendliche berichtet.

Vermittelt über das Asylpfarramt, gab es einen Auftritt des TALK Projektes bei einem Benefiz-Konzert für die „Seebrücke“ im Kulturzentrum franz.K. Bei diesem erfolgreichen Auftritt der Jugendlichen des Projekts kam es über den Kontakt zur Asylpfarrerin und dieser Veranstaltung auch zu einer Vernetzung zu anderen Musikerinnen und Musiker mit Fluchtgeschichte.

Fazit: auch ohne persönliche Kontakte viele Gemeinsamkeiten entdeckt

Wir sind sehr glücklich und auch ein wenig überrascht, dass dieses Projekt trotz fehlender persönlicher Kontakte zu Kirchengemeinden und der evangelischen Jugendarbeit, eventuellen Vorbehalten gegen HipHop-Projekte bzw. gegen kirchliche Institutionen und der späteren massiven Einschränkungen durch die Pandemie 2020 das Projektziel erreicht hat:

  • Eine absehbare zukünftige nachhaltige Kooperation mit der Gemeinde Hohbuch und TEN SING besteht.
  • Wir haben mehrere Jugendliche aus der Gemeinde Hohbuch erreichen können, die zu Teilnehmenden im TALK Projekt wurden.
  • Sehr erfolgreich waren die gemeinsamen Veranstaltungen und auch die Präsenz im Viertel.”

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