„Das ist vor Ort gelebte Diakonie“
Samuel Streib hat eine Lernbehinderung und ist fest angestellt bei der Kirchengemeinde Langenargen
Auf ihn mussten sie lange warten – und jetzt ist er da: Samuel Streib heißt der neue Mitarbeiter der Evangelischen Kirchengemeinde Langenargen-Eriskirch. Mit großem Engagement von Seiten der Gemeinde und mit Unterstützung durch den Fonds „Inklusion leben“ der Landeskirche ist es gelungen, den jungen Mann quasi als Hausmeister fest anzustellen. Damit schafft die Kirchengemeinde einen festen Arbeitsplatz für Samuel Streib, der sich aufgrund seiner Lernbehinderung schwer tut auf dem sogenannten „Ersten Arbeitsmarkt“.
Vor bald drei Jahren hat es begonnen: Streib war damals noch in der ’Berufsvorbereitenden Einrichtung‘ der Tannenhag-Schule Friedrichshafen und kam als Praktikant in die Kirchengemeinde. Das Praktikum sollte klären, ob der junge Mann, bei dem eine Beeinträchtigung im Bereich des Lernens vorliegt, Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Er arbeitet seither in der Kirchengemeinde – als ‚(k)ein ‚Mädchen‘ für alles: So hilft er etwa im Kindergarten bei der Essensverteilung. Den Mesnerinnen in Langenargen und Eriskirch steht er bei der Versorgung der Kirch- und Gemeinderäume zur Seite. In Vertretung für die Hauswirtschafterin hält er den Kindergarten sauber. Er hilft auch, den großen Kirchhof sauber zu halten.
Bei Krankheitsausfällen vertritt er die jeweilige Person. Die Grünanlagen rund um die Kirchen in Langenargen und Eriskirch versorgt er schon ziemlich eigenständig. Und, ach ja: Bei fast allen Aktionen der Kirchengemeinde – beispielsweise dem Kinderaktionstag oder dem Gemeindefest – ist er auch mit helfender Hand mit dabei. Sogar vom Malern versteht er inzwischen etwas: Der Gemeindesaal in Langenargen wurde mit seiner Hilfe frisch geweißelt. Natürlich braucht Samuel Streib aufgrund seiner Einschränkung Betreuung. Begleitet und angeleitet wird er von Pfarrfrau Andrea Benz: „Samuel braucht für alles seine Zeit. Trotzdem hat er sich inzwischen in unserer Kirchengemeinde unentbehrlich gemacht“, macht Benz deutlich. Sie arbeitet selbst als Lehrerin in der Tannenhag-Schule und hat den Kontakt zum BVE hergestellt.

In Zusammenarbeit mit dem staatlichen Integrationsfachdienst und der Agentur für Arbeit ist es gelungen, eine richtige Stelle mit langfristiger Perspektive zu schaffen. Die Kirchengemeinde als Arbeitgeber ist deshalb ideal, weil hier in der Regel nichts unter Zeitdruck produziert werden muss. Ideal also für Menschen, die aufgrund hoher Anforderungen sonst kaum eine Chance auf eine reguläre Arbeitsstelle haben. Und die deshalb oft mit einer Behindertenwerkstätte vorlieb nehmen müssen. Darüber hinaus ist sich Pfarrer Eidt sicher, „dass eine solche Integrationsarbeit schlicht und einfach ‘vor Ort gelebte‘– und nicht ausgelagerte, kirchliche Diakonie ist“.
Die Stelle hat einen Arbeitsumfang von achtzig Prozent. Die Arbeitsagentur bezuschusst die Hälfte der entstehenden Kosten. Auf die Kirchengemeinde entfallen Kosten zwischen 12.000 und 15.000 Euro. 8000 Euro werden im ersten Jahr durch den Fonds Inklusion leben übernommen.
Kontakt: Pfarrer Matthias Eidt, Kirchstr. 11, 88085 Langenargen, Tel.: 07543-2469, email: pfarramt.langenargen@elkw.de