Aufbrüche ins Quartier

Aufgetischt: Gemeinde lädt zum Mittagessen ein

Angeregte Gespräch statt einsam Daheim zu sitzen

Gemeindehaus in Korb lädt Menschen aus dem Quartier ein

Volles Haus im Gemeindezentrum der evangelischen Kirchengemeinde Korb: wieder sind mehr als 50 Frauen und Männer jeden Alters gekommen, um gemeinsam zu Mittag zu essen, sich auszutauschen und Gemeinschaft zu leben. Unterstützt wird die Aktion „Aufgetischt“ vom Fonds „Inklusion leben“ noch bis Ende 2020. „Wir sind so froh, dass es das gibt“, betont eine Seniorin. „Das ist wesentlich schöner, als zuhause alleine zu Mittag zu essen“.

Am 17. Oktober traf man sich bereits zum sechsten Mal bei „Aufgetischt“. Nach einer zunächst überschaubaren Anzahl von Essensgästen zu Beginn, hatte sich das inklusive Angebot der Kirchengemeinde bei den überwiegend älteren Menschen rasch herumgesprochen. „Wir wissen bald nicht mehr, wie wir alle unterbringen im Gemeindesaal“, freut sich Diakonin Martina Konieczny. „Wir erreichen damit natürlich zunächst die Älteren, aber auch viele, die sonst nicht in die Kirche kommen würden“. Die Diakonin hat die Beobachtung gemacht, dass sich „inmitten unserer Betriebsamkeit viele alleine fühlen“ und es ein großes Bedürfnis gibt, zu reden. Oft hat sie den Satz gehört „mal nicht immer allein essen wäre schön“ und darauf hin das monatliche Angebot aufgebaut.

An einem der Tische sitzen drei ältere Damen und unterhalten sich angeregt. Im Gespräch wird schnell klar, dass es sich um eine besondere Gemeinschaft handelt: eine der Besucherinnen sieht nur noch sehr schlecht, die zweite ist vollkommen erblindet und die dritte diejenige, die die beiden von Zuhause abholt und ihnen das Essen an den Tisch bringt. „Es gibt ein echtes und ein vegetarisches Essen“, sagt die Seniorin schmunzelnd, während sie den Nachtisch auf den Tisch stellt. „Ich bin alleinstehend und freue mich, mal mit jemanden gemeinsam zu Mittag zu essen“. Und die beiden Nachbarinnen seien natürlich froh, dass sie sie abhole von zuhause und beim Essen mit dabei sei.

Auch die vor einigen Jahren erblindete Seniorin findet es hier „wesentlich schöner, als alleine zu essen“. Günstig sei es auch und es sei toll, dass man sich mal nicht selbst überlegen müsse, was man kocht. „Ich brauche ja immer jemand, der mich bedient und der mir das Fleisch schneidet“, gibt sie zu bedenken. „Das sind halt echt gute Freundinnen, die mich da immer mitnehmen“. Ein paar Männer sind zwar auch da, aber die Mehrheit stellen ältere Damen. „Frauen sind eben geselliger und können auch besser über ihre Probleme sprechen“, erklärt die blinde Dame.

Geliefert wird das Essen vom örtlichen Metzger. Den Nachtisch macht eine der Besucherinnen selbst. Es gilt ein Richtwert von 6 Euro, der aber nicht kassiert wird, sondern gespendet werden kann. So soll auch vielen Menschen, die im Alltag ihre Armut so gut wie möglich verstecken, der Zugang ermöglicht werden. Etwa Witwen mit wenig Renten, Alleinerziehende, die ihren Kindern ein „normales“ Leben im reichen Deutschland ermöglichen wollen oder Menschen, die dem Arbeitsdruck nicht gewachsen sind. „Alle sollen kommen können“, so Martina Konieczny, „Jung und Alt, Menschen mit und ohne Handicap, unabhängig von Geldbeutel und sozialem Status“.

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